MAX BROD

DIE HÖHE
DES GEFÜHLS
EIN AKT

KURT WOLFF VERLAG, LEIPZIG

BÜCHEREI »DER JÜNGSTE TAG« BAND 57
GEDRUCKT BEI DIETSCH & BRÜCKNER IN WEIMAR

Den Bühnen und Vereinen gegenüber als Manuskript gedruckt.— Das Recht der Aufführung ist zu erwerben durchdie Vereinigten Bühnenvertriebe des Drei Masken— Georg Müller — Kurt Wolff Verlages, Berlin W 30

WALTER BRUNO ILTZ
DEM AUSGEZEICHNETEN DARSTELLER DES
OROSMIN GEWIDMET

Geschrieben 1911
Erster Druck 1913

PERSONEN

Orosmin, ein edler Jüngling
Klügrian,
Kunstreich, Maler, Orosmins Freunde
Der Schenkwirt
Seine Tochter Marie
Drei Herren, die nichts zu tun haben
Ein Klavierspieler
Hofmarschall
Zwei livrierte Diener
Vorübergehende Leute

Die Szene ist in einem Wirtshaus »zum halbgoldenen Stern«,in beliebiger Zeit und Stadt.

(Gedeckte schattige Veranda vor dem Wirtshaus, eine weinumrankteGatterwand mit rotbraunen Stangen schließt gegendas Freie ab. In der Mitte der Wand öffnet sich der breiteEingang, von dem mehrere Stufen auf den belebten und sonnigenPlatz einer großen Stadt hinabführen. Viele Menschengehen vorbei. Gebäude, Gassen, Reklamesäulen . . .
Rechts und links von der Türe je ein gedeckter Tisch. Linksin der Ecke ein altes Klavier. Über der Türe Symbol undName des Wirtshauses. An dem Tisch rechts spielen dreiHerren, die nichts zu tun haben, in Hemdsärmeln Karten. Esist ein heißer Nachmittag im Sommer.)

OROSMIN (erscheint auf dem Platz, er wendet sich um, ersteigtdann geradeaus mit großen Schritten die Stufen, aufder obersten bleibt er wieder stehn, halb dem Platz zurückgewendet,von der Sonne noch beschienen, an der Grenze desSchattens, — er nimmt seinen kleinen Strohhut vom Kopf undstreckt die Hand, in der er ihn hält, weit aus, wie veranlaßtdurch ein tiefes Einatmen, in ruhiger Begeisterung. Dannläßt er sie, gleichsam ausatmend, sinken, der Hut berührt mitGeräusch sein Knie, das er vorgebogen hat.
Die drei Herren blicken auf.)

EINER VON IHNEN (bewundert Orosmin):

Ein Prachtkerl! — (Sie spielen weiter.)

OROSMIN (hat sie nicht gehört. Er tritt ein, indem er grüßendden Kopf gegen den leeren Tisch links neigt . . . Ernimmt einen Sessel neben dem Eingang und setzt sich so,daß er den Platz im Auge behält.
Er spricht mit harmonischer Stimme, langem Atem, nichtleise)
:

Jetzt bin ich konzentriert. Hier! — Ich überblicke von hier ausden Platz, ich sehe die Gasse, die den Eingang zu ihrem Hausenthält. Es kann mir also nicht entgehn, wenn die Liebe aus demHaus tritt. Ich werde ihre Schritte verfolgen können, mit denensie sich mir nähert. Ich weiß es — denn es ist schon einigemalgeschehn —, daß sie an jenem Brunnen noch jenseits des Gedrängeszum erstenmal sich umschaun wird, um mich zu suchenund um auch auszuforschen, ob kein Störenfried in der Nähe ist.Ob sie heute kommen wird? Es ist nicht sicher. Uns halten soviele Hindernisse voneinander weg. Oft besucht man sie gerade,wenn sie schon mit

...

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